OFFENER BRIEF – Verein Bunnies Ranch e. V.
15. Februar 2022
Sehr geehrte Oberbürgermeisterin Frau Simone Lange,
sehr geehrter Geschäftsführer der IHRSan, Herr Markus Pahl,
sehr geehrter Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Planung und Stadtentwicklung, Herr Axel Kohrt
Wir bedanken uns für das Gespräch mit Ihnen am 7.2.2022. Darin wurde deutlich, dass die Ereignisse und Beschlüsse der letzten Monate von dem Umstand geprägt wurden, dass die im Frühjahr 2021 begonnene, regelmäßige und konstruktive Kommunikation ins Stocken geraten ist. Wir freuen uns, dass Ihrerseits ein weiterer Gesprächstermin, angedacht noch vor Anfang März, angeboten wird und wollen diesen gern zeitnah wahrnehmen.
Von Seiten der Stadt wird derzeit erwartet, dass der Verein das Gelände am 28. Februar 2022 verlassen hat. Den gewünschten Vertrauensbeweis in unsere Glaubwürdigkeit als Kooperationspartner durch ein widerspruchsloses Verschwinden von der Bildfläche können wir jedoch nicht bedienen. Das Gelände würde über Jahre brach liegen und wir möchten die langjährig gewachsene lokale Infrastruktur, unter anderem für den Tierschutz, nicht unnötig beendet sehen.
Entsprechend unserer Vereinsziele und entgegen den Vorbehalten einiger Vertreter*innen der Stadt wollen wir unbedingt vermeiden, dass es auf unserem langjährigen Standort zu gewaltsamen Handlungen gegen Lebewesen kommt. Vorgehensweisen, welche mit einer Zwangsräumung durch die Stadt beantwortet werden, kommen für uns nicht in Frage. Wir stehen für eine zukunftsfähige Lösung der Situation.
Wir sehen nach wie vor Chancen in einem innovativen Prozess. Wir verstehen nicht, warum die Nutzung am 28.2.2022 beendet werden soll, da sich uns die Notwendigkeit nicht erschließt. Wir haben angenommen, Grundlage für die im Januar 2021 erteilten Zusagen, der Schriftverkehr und die vielen Gespräche sei das gemeinsame Interesse aller Beteiligten, den Erhalt von Soziokultur im Gebiet zu ermöglichen.
Inzwischen überwiegt bei uns ein Gefühl der Verunsicherung. Wo liegt nun wirklich das Problem? Den Ihrerseits geäußerten Unmut über den unverhältnismässig hohen Aufwand teilen wir. Dieser geht auch unseren Ressourcen zu Lasten. Wir haben den Eindruck, dass die Schwierigkeiten in der Kommunikation vor allem im Zusammenhang mit dem pandemiebedingten Mangel an Präsenztreffen mit Politik und Verwaltung stehen.
Neben dem Erhalt unserer Initiative ist uns das übergeordnete Ziel wichtig, in Zusammenarbeit mit Ihnen neue Wege zu finden, bei dem Kulturinitiativen in Sanierungsgebieten besser unterstützt und städtische Planer*innen sowie Verwaltung entlastet werden können. Nur gemeinsam ist das möglich. Dabei kann Bunnies Ranch sicher nicht für alle, wenngleich für mehrere Arten von Kulturinitiativen Modell stehen.
Zur Einsicht übersenden wir Ihnen hierzu eine Sammlung von Schriftstücken, unter anderem die Protokolle der Videokonferenzen mit der IHRSan, der Fachbereichsleitenden für Stadtentwicklung und Klimaschutz, Frau Takla Zehrfeld, sowie uns als Vereinsvorstand. Darin wird unserer Meinung nach u. a. deutlich, dass die innerstädtische Flächenknappheit auf neue Lösungen drängt.
Wir setzen uns weiterhin für die Fortsetzung des Dialogs mit Ihnen und der Kommunalpolitik ein und stellen Ihnen nachstehend drei Vorschläge zur Diskussion vor.
Modell 1
Das Vereins- und Atelierhaus, Bienenhaltung und Taubenvoliere bleiben – Nutzung von Bauwagen wird klar definiert
Die Nutzung von Bauwagen und anderen mobilen Bauten wird ausdrücklich auf Vereinsbüro, Gästewagen oder im Ausbau befindliche Projekte beschränkt, also eine Wohnnutzung wird explizit ausgeschlossen. Anstelle des bisherigen Gewerbemietvertrags plädieren wir weiterhin für einen neuen, offiziellen Zwischennutzungsvertrag, im Rahmen dessen die Vereinsarbeit auf dem Gelände einvernehmlich festgelegt werden kann.
Modell 2
Mobiles Vereinshaus
Falls ein zeitnaher Abriss des Gebäudes unumgänglich ist, haben wir Ideen, wie unsere Kulturarbeit mithilfe eines von uns geschaffenen, mobilen Ateliers/einer mobilen Werkstatt im Gebiet erhalten werden könnte. Wir könnten ein spannendes und förderungswürdiges Konzept zur Entwicklung verschiedenster mobiler Stadtmöbel umsetzen, das diverse Fragen zu Zwischennutzungen von Brachflächen löst und diese voranbringt.
Modell 3
Fortsetzung der bestehenden Nutzung
und Einbezug in den städtebaulichen Wettbewerb
Als seit Jahren im Quartier ansässiges soziokulturelles Projekt werden wir als kompetente Kooperationspartner als Mitgestaltende in den städtebaulichen Prozess einbezogen und können bis zu dessen Abschluss die Vereinsarbeit fortführen. Die Bereitschaft, den Standort im Zuge einer Neuplanung zu verlassen, haben wir mehrfach deutlich kommuniziert, die Festlegungen durch einen passenden Vertrag schafft Sicherheit für alle Beteiligten.
Wir möchten nochmals ausdrücklich auf unsere Bereitschaft zum Finden einer konstruktiven Lösung hinweisen und bitten um eine Stellungnahme und Prüfung der Vorschläge im Interesse einer nachhaltigen, sozial-ökologischen und kulturellen Stadtentwicklung – unter Mitwirkung der Einwohner*innen, im Sinne der Leipziger Charta 2030.
In Erwartung einer Antwort,
mit freundlichen Grüßen
Der Vorstand von Bunnies Ranch e. V.
Neueste Kommentare